Häusliche Gewalt wird häufig als rein privates Problem wahrgenommen. Die Auswirkungen reichen jedoch weit über das persönliche Umfeld hinaus und betreffen auch die Wirtschaft und die Arbeitswelt. Im Folgenden wird erläutert, wie sich häusliche Gewalt auf Unternehmen und Beschäftigte auswirkt.
Was ist häusliche Gewalt?
Häusliche Gewalt umfasst körperliche, psychische, sexuelle oder wirtschaftliche Gewalt zwischen Partnern oder Familienmitgliedern. Sie kann Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter und sozialer Schichten betreffen.
Häusliche Gewalt hat vielfältige Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Betroffene sind häufig krankgeschrieben oder zeigen eine verminderte Konzentrationsfähigkeit, da Schmerzen, Angstzustände oder psychische Belastungen zu Ausfällen und einer geringeren Leistungsfähigkeit führen können. Zudem müssen manche Betroffene ihren Arbeitsplatz aufgeben, um sich aus der gewalttätigen Situation zu lösen oder aufgrund eines Wohnortwechsels, was zu einer erhöhten Fluktuation und damit verbundenen zusätzlichen Kosten für Unternehmen führt. Auch Kolleginnen und Kollegen, die von der Situation wissen, können emotional belastet sein, was das Betriebsklima beeinträchtigt und die Zusammenarbeit erschwert. Insgesamt summieren sich Ausfallzeiten, Krankheitskosten und Fluktuation zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden; Studien zeigen, dass häusliche Gewalt Unternehmen jährlich Milliarden kostet.
Bedeutung der Thematisierung am Arbeitsplatz
- Früherkennung und Unterstützung Aufmerksamkeit seitens Arbeitgebern und Kollegen kann helfen, Betroffene frühzeitig zu unterstützen und Ausfälle zu reduzieren.
- Sicheres Arbeitsumfeld schaffen Ein offenes Klima, in dem Betroffene sich melden können, ist entscheidend, damit sie sich nicht isoliert fühlen und Unterstützung erhalten.
- Gesellschaftliche Verantwortung Unternehmen tragen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch soziale Verantwortung und können einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung häuslicher Gewalt leisten.
Handlungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz
- Information über Hilfsangebote Beratungsstellen, Notrufnummern und Unterstützungsprogramme bieten wichtige Hilfe.
- Vertrauliche Gespräche ermöglichen Vertrauenspersonen im Unternehmen können Betroffenen zur Seite stehen.
- Checklisten und Schutzmaßnahmen nutzen Viele Organisationen stellen Materialien und Leitfäden bereit, um Schutz und Unterstützung zu gewährleisten.
Häusliche Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem mit direkten Auswirkungen auf die Arbeitswelt und Wirtschaft. Ein Verständnis dafür und offene Strukturen am Arbeitsplatz können helfen, Betroffene zu unterstützen und negative Folgen zu verringern. Ein offenes Ohr und klare Maßnahmen sind wichtige Schritte, um gemeinsam gegen häusliche Gewalt vorzugehen.
Checkliste für den Arbeitsplatz
- Anzeichen von häuslicher Gewalt bei Mitarbeitenden beobachten
- Unterstützung und vertrauliche Gespräche ermöglichen
- Über Hilfsangebote informieren und diese weitergeben
- Ein offenes und sicheres Arbeitsklima fördern
- Betroffene ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen
Leitfaden für Unternehmen: Umgang mit häuslicher Gewalt
Häusliche Gewalt betrifft nicht nur das private Umfeld, sondern hat auch Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Unternehmen können durch gezielte Maßnahmen Mitarbeitende unterstützen und negative Folgen minimieren. Der folgende Leitfaden zeigt, wie häusliche Gewalt am Arbeitsplatz erkannt, angesprochen und behandelt werden kann.
1. Verständnis für häusliche Gewalt schaffen
- Häusliche Gewalt umfasst körperliche, psychische, sexuelle und wirtschaftliche Gewalt.
- Betroffene benötigen Diskretion und Verständnis.
- Die Gewalt beeinträchtigt Gesundheit, Konzentration und Arbeitsfähigkeit.
2. Sicheres und unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen
- Klare Kommunikation, dass das Thema angesprochen werden darf.
- Vertraulichkeit bei Gesprächen gewährleisten.
- Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeitende zur Sensibilisierung anbieten.
3. Anzeichen von häuslicher Gewalt erkennen
Typische Hinweise sind:
- Häufige Krankmeldungen oder plötzliche Leistungseinbrüche
- Ungewöhnliche Verletzungen oder unerklärte Blessuren
- Rückzug, Angst oder Verunsicherung im Verhalten
- Ständige Erreichbarkeit oder Angst vor Anrufen
4. Betroffene ansprechen
- Geschützte und vertrauliche Gesprächssituationen schaffen.
- Empathisch und ohne Druck kommunizieren.
- Unterstützung anbieten und über Hilfsangebote informieren.
- Die Entscheidung der Betroffenen respektieren.
5. Unterstützungsangebote im Unternehmen
- Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice ermöglichen.
- Psychosoziale Beratung oder externe Fachstellen vermitteln.
- Notfallpläne für akute Situationen entwickeln.
- Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz umsetzen (z. B. Sicherheit bei Besuchen durch Täter).
6. Zusammenarbeit mit externen Fachstellen
- Kontakte zu lokalen Beratungsstellen, Frauenhäusern und Notrufnummern kennen.
- Informationsmaterial bereitstellen.
- Kooperationen mit Fachstellen zur bestmöglichen Unterstützung pflegen.
7. Prävention und Sensibilisierung fördern
- Regelmäßige Workshops und Informationsveranstaltungen durchführen.
- Das Thema in Unternehmenskultur und Richtlinien integrieren.
- Offene Kommunikation und gegenseitige Unterstützung im Team fördern.
8. Rechtliche Rahmenbedingungen beachten
- Datenschutz und Schweigepflicht wahren.
- Arbeitsrechtliche Möglichkeiten wie Sonderurlaub oder Schutzmaßnahmen kennen.
- Betroffene vor Diskriminierung und Stigmatisierung schützen.
Materialien, Workshops und weitere Beratung sind auf unserer Seite dvca.training zu finden.